Worte zum Tag

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6. September

Die Eiche und das Schilfrohr

Am Ufer eines Teiches wuchs eine mächtige und stolze Eiche.
Sie trotzte jedem Wetter und beugte sich keinem Sturm.

In ihrer Nähe wuchs ein Schilfrohr,
das schwach und zerbrechlich wirkte,
da es bei jedem Windstoß schwankte.

Der Eiche tat das Schilfrohr leid, und sie sagte zu ihm:
„Wenn Du doch näher bei meinem Stamm gewachsen wärst!
Dann könnte ich Dich beschützen.“

Das kleine Schilfrohr bedankte sich für die Freundlichkeit,
meinte jedoch, dass ihm schon nichts geschehen werde.
„Wenn ein gewaltiger Sturm kommt,
dann beuge ich mich und lasse ihn über mich hinwegbrausen.
Ich werde nicht brechen.“

Die starke Eiche verstand das Schilfrohr nicht.
Sie würde sich niemals beugen.
Sie war davon überzeugt, jedem Sturm trotzig und kraftvoll
Widerstand leisten zu können.

Da geschah es eines Nachts,
dass ein gewaltiger Orkan über die Gegend fegte.

Die Eiche blieb standhaft und wollte sich nicht unterwerfen.

Das Schilfrohr hingegen presste sich eng gegen den Boden
und ließ ihn über sich hinwegfegen.

Und als sich der Orkan ausgetobt hatte,
lag die Eiche am Boden
– die Wurzeln aus der Erde gerissen,
die Blätter weggefegt und Zweige und Äste zerbrochen.

Das kleine Schilfrohr dagegen stand aufrecht
und erwartete den Morgen.

(Quelle unbekannt)